Ursula Philippi (geb. 1955) studierte Orgel und Klavier zunächst privat bei Eckart Schlandt, dem Organisten der Schwarzen Kirche in Kronstadt/Brasov, sodann an der Staatlichen Musikhochschule in Bukarest bei Lidia Sumnevici.
In der Studienzeit war sie Finalistin beim Internationalen Orgelwettbewerb "Anton Bruckner" in Linz (1978) und doppelte Preisträgerin beim Internationalen Orgelwettbewerb Prager Frühling (1979).
Von 1985 bis 2014 war sie Kantorin der evangelischen Gemeinde Hermannstadt/Sibiu, wo sie an der größten Orgel Siebenbürgens, einem Werk mit 80 Registern von Wilhelm Sauer (1914) amtierte. Auf ihre Initiative hin wurde dieses bedeutende Instrument in den Jahren 1996/97 durch die Firma Christian Scheffler aus Frankfurt/Oder restauriert.
Seit der politischen Wende in Rumänien (1990) betreute sie als Dozentin die wiedereingerichtete Orgelklasse an der staatlichen Musikhochschule "Gh. Dima" in Klausenburg/Cluj, wo sie eine wachsende Anzahl von Orgelstudierenden aller in Siebenbürgen vertretenen Konfessionen unterrichtete. Ihre Dissertation zum Thema "Rolul orgii în liturghia Bisericii Evanghelice din Transilvania (Die Rolle der Orgel in der Liturgie der Evangelischen Kirche Siebenbürgens)"verteidigte sie 2006.
Seit 2007 ist sie Professorin. Im Mai 2008 besuchte die von ihr geleitete Orgelklasse einen Meisterkurs mit Tillmann Benfer in Amsterdam, Het Orgelpark. Gemeinsam mit den Studierenden wurden regelmäßig interessante Orgeln Siebenbürgens besucht und erforscht. Im September 2010 gestaltete die von ihr geleitete Orgelklasse ein vielbeachtetes Multimedia-event im Rahmen des Internationalen Orgelfestivals von Radio Bukarest. Zum Sommersemester 2015 verzichtet sie auf die regelmäßige Unterrichtstätigkeit an der Musikhochschule.
Konzertreisen führten sie unter anderem nach Japan, in den europäischen und in den asiatischen Teil der ehemaligen Sowjetunion, nach Frankreich, Italien, Österreich, Ungarn, in die Tschechische und Slowakische Republik, nach Kroatien, Luxemburg, in die Schweiz, nach Norwegen und Österreich, sowie sehr oft nach Deutschland. Schwerpunkte ihres Repertoires sind Musik aus Siebenbürgen von der Renaissance bis zur Gegenwart, sowie Werke der deutschen Orgelromantik.Das von ihr gegründete Ensemble "Cantate Domino" führt in zwangloser Folge Alte Musik verschiedener europäischer Regionen sowie in siebenbürgischen Archiven entdeckte geistliche Musik auf. Ihre Doppel-CD Einspielung "Orgellandschaft Siebenbürgen" (erschienen bei Dabringhaus und Grimm, Detmold) erhielt 1993 den Preis der Deutschen Schallplattenkritik (Vierteljahresliste). Beim gleichen label hat Ursula Philippi an der restaurierten Sauer-Orgel von Hermannstadt 1998 sämtliche Sonaten von August Gottfried Ritter eingespielt.
Ihr Engagement gilt auch der Rettung und Restaurierung von Orgeln in Siebenbürgen, die in ihrem wertvollen Bestand akut gefährdet sind.
Ausführliche und aktuelle Informationen dazu bietet die Orgeldatei der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien. In diesem Sinn gehört Ursula Philippi zu einem Fachausschuss der Evangelischen Landeskirche, der versucht, die Instrumente vor dem Verfall zu bewahren.
Im September 2005 war Ursula Philippi Mitglied der Jury beim Internationalen Gottfried-Silbermann-Orgelwettbewerb in Freiberg und Dresden und Gast des Internationalen Gottfried Silbermann-Festivals. Im Oktober 2014 war sie Mitglied der Jury des Internationalen Orgelwettbewerbs in Muzzana, Italien. Im April 2008 war sie an der CD-Produktion der Siebenbürgischen Passionsmusik nach Matthäus von Hans Peter Türk beteiligt, die von der Meißner Kantorei unter Christfried Brödel in Burgstädt/Deutschland aufgenommen wurde und die im Februar 2009 bei Dabringhaus und Grimm erschienen ist. Im Mai 2009 erhielt diese CD den Supersonic Award von pizzicato in Luxemburg. Im Jahr 2015 war sie in der Jury des Orgelkompositionswettbewerbs Sigismund Toduta (Klausenburg/Cluj).
Sie betreute von 2005 bis 2015 die sommerliche Konzertreihe Michelsberger Spaziergänge, die in den Sommermonaten in der barocken Dorfkirche von Michelsberg bei Hermannstadt auch jetzt noch ein zahlreiches Publikum anzieht.
Als Herausgeberin betreute Ursula Philippi bisher acht Ausgaben unbekannter Musik aus Siebenbürgen, erschienen im Schiller Verlag Bonn/Hermannstadt und in der editura MediaMusica, Klausenburg/Cluj.
Ursula Philippi ist auch journalistisch tätig. Ihr Proträts interessanter Zeitgenossen erscheinen in den deutschsparchigen Medien des Landes. Eine Kostprobe kann hier gelesen werden.
Zur 2013 erschienenen Biografie über Franz Xaver Dressler schrieb sie eine Rezension.
Eine Folge von Portraits zur Geschichte der Russland-Deportation im Januar 1945 sowie zur Geschichte versetzter Orgeln in Siebenbürgen erschien in verschiedenen Ausgaben der ADZ im Jahr 2015.